Ergonomie am Bildschirmarbeitsplatz
In einer idealen Welt wäre jeder Arbeitsplatz mit den richtigen Dingen und angenehmen Materialien für einen guten, ergonomischen Arbeitsplatz ausgestattet. Ein guter Arbeitsplatz sorgt dafür, dass körperliche Probleme nicht hervorgerufen oder ausgelöst werden. Und auch für die Psyche wird gesorgt. Rechtzeitig eine Pause einlegen und kurz den Monitor verlassen, um danach fitter, konzentrierter und kreativer zu Werke zu gehen. Dies alles macht Menschen produktiver. Aber woraus besteht nun ein guter Arbeitsplatz? Was muss berücksichtigt werden? Wir helfen Ihnen dabei.
1. Arbeitstisch
Die Arbeitshöhe lässt sich vorzugsweise mindestens auf eine Höhe zwischen 60 und 82 cm einstellen, und bei Steh-Sitz-Tischen zwischen 60 und 125 cm (mindestens zwischen 62 und 120 cm). Den Tisch stellen Sie vorzugsweise so auf, dass Sie daran eine neutrale Haltung einnehmen (das bedeutet, ohne hochgezogene Schultern). Ein Steh-Sitz-Tisch ist einem normalen Schreibtisch vorzuziehen.
Eine Tischplatte, die auf eine Höhe zwischen 60 und 82 cm eingestellt werden kann, reicht in 90 % aller Arbeitssituationen aus. Personen, die mit einem Steh-Sitz-Tisch arbeiten, brauchen weniger regelmäßig (47 % seltener) und weniger lang Pause zu machen (56 % weniger), weil die körperliche Ermüdung durch das Abwechseln zwischen Sitzen und Stehen besser bewältigt wird (Dainoff). Dadurch können sie länger und unter besseren Bedingungen arbeiten.
Außerdem gibt es weitere Dinge, die bei einem Arbeitstisch beachtet werden müssen, wie zum Beispiel die Maße, die mindestens 120 x 80 cm betragen müssen. die Tischplatte reflektiert nicht, um die Augen nicht zusätzlich zu belasten. Und Verstellbarkeit ist natürlich toll, am besten funktioniert das, wenn es elektrisch und so geräuschlos wie möglich geht.
Damit die Mitarbeiter die Steh-Sitz-Tische tatsächlich richtig nutzen, sind ein leicht zu verstellender elektrischer Steh-Sitz-Tisch und eine Schulung zu empfehlen (Wilks, 2006). Schulungen und Erinnerungen zum Aufstehen und Hinsetzen können effektiv durch Softwareprogramme gegeben werden. Wir empfehlen hierfür „WORK & MOVE“ in Zusammenarbeit mit unserem Partner BakkerElkhuizen. Das Programm schult den Benutzer und erinnert ihn im Laufe des Arbeitstages daran, die Haltung zu wechseln. Über einen optionalen zentralen Bericht kann man Einsicht in die Nutzung der Steh-Sitz-Tische gewinnen und ihre optimale Nutzung steuern.
2. Stuhl
Mit Blick auf die Norm NEN_EN 1335-1 und vorzugsweise auch auf die Norm NPR 1813:2003 sollte ein Stuhl mindestens 15° hintenübergekippt werden können. Ein Stuhl muss bequem sein und von den Maßen her zum Benutzer passen. Weil es große Unterschiede bei Körperbau und Präferenz gibt, sind Bürostühle verstellbar. Die NEN-Normen geben hierbei Orientierung. An den folgenden Parametern können Sie einen guten Bürostuhl anpassen. Ein weiterer – ebenso wichtiger Aspekt – ist die Tatsache, dass langes Sitzen in der gleichen Position anstrengend werden kann. Deshalb bevorzugen wir Stühle, die auf unterschiedliche Arten in verschiedenen Haltungen verwendet werden können. In Anbetracht der Vielzahl von flexiblen Arbeitsplätzen ist es schlicht ein Muss in solch einem Umfeld, einen Stuhl einfach verstellen zu können.
Armunterstützung: Bei der Arbeit am Computer ist es wichtig, dass die Arme von komfortablen und höhenverstellbaren Armlehnen oder gegebenenfalls von der Tischplatte unterstützt werden. Eine gute Unterstützung der Arme führt zu einer geringeren Nackenspannung (Aaras, 2001, Cook, 1998, Karlqvist, 1998), auch deshalb, weil die Durchblutung dann besser ist (Hagberg M, 1984). Obendrein kommt es dank der Armunterstützung zu weniger Ermüdungserscheinungen (Arndt, 1983).
NBN-EN 1335 | NPR 1813 | |
Sitzfläche | ||
Höhe | < 40 – 51 > > 12 cm verstellbar |
41 – 55 |
Breite | 40 > | 40 > |
Tiefe | < 40 – 42 > > 5 cm verstellbar |
38 – 48 |
Neigung | < -2° tot -7° einstellbar > 6° kippbar |
-7° bis +3° |
NBN-EN 1335 | NPR 1813 | |
Rückenlehne | ||
Höhe | 36 > | 37 > |
Breite | 36 > | 36 – 46 |
Niedrige Rückenstütze | < 17 – 22 > | 17 – 12 |
Neigung | > 15° kippbar |
NBN-EN 1335 | NPR 1813 | |
Armlehnen | ||
Höhe | Fest: 20 – 25 Verstellbar < 20 – 25 > |
/ 20 – 30 |
Breite | > 4 | > 5 |
Zwischenabstand | 46 – 51 | 36 – 51 |
Länge | > 20 | > 20 |
Abstand zum Sitzflächenrand | > 10 | > 20 |
3. Dokumentenhalter
Positionierung von Dokumenten: Es wird empfohlen, Dokumente auf einer Linie mit dem Monitor und der Tastatur auf einer leicht schrägen Fläche zu positionieren. Wenn Texte gelesen oder Daten erfasst werden, müssen dieselben Aspekte beachtet werden, wie bei Blickwinkel und Sehabstand. Eine schräge Arbeitsfläche verringert die Beugung und Drehung (oder Rotation) des Nackens (Dul 1992) und trägt zu einer besseren Haltung des Nackens bei, wodurch die Gefahr reduziert wird, dass Beschwerden auftreten.
Ein Dokumentenhalter sorgt für Ordnung am Arbeitsplatz und einen komfortablen Sehabstand, sodass auch die Augen hiervon profitieren. Ein Nachteil ist, dass der Dokumentenhalter Platz einnimmt, weshalb Sie ihn bei Arbeiten, bei denen schreiben im Vordergrund steht, bisweilen kurz beiseitestellen müssen.
4. Fußstütze
Unterstützung der Füße: Eine Fußstütze muss der Norm DIN 4556 entsprechen. Wenn die Tischplatte nicht oder nicht ausreichend in der Höhe eingestellt werden kann, ist eine Fußstütze erforderlich. Diese Fußstütze muss mindestens 45 cm breit und 35 cm tief sein und über einen Einstellbereich von mindestens 11 cm verfügen. Außerdem muss der Neigungswinkel der Stützfläche mindestens im Bereich zwischen 5 und 15 Grad verstellbar sein (DIN 4556). Bei Flexiarbeitsplätzen ist es wichtig, dass sich die Fußstütze schnell und einfach einstellen lässt.
Weniger bekannt ist, dass eine Fußstütze auch die Arbeitshaltung beeinflusst. Dadurch, dass Sie die Beine nach vorne zeigen lassen und die Füße aufstützen, drücken Sie Ihren Rumpf regelrecht nach hinten. Bei Beschwerden im unteren Rücken kann eine Fußstütze also unterstützend wirken, buchstäblich und im übertragenen Sinne. Obendrein ist die Stützfläche der Fußstütze rutschfest.
5. Monitor
Auflösung, Größe und Anzahl des/der Monitor/e: Wenn mit mehreren Anwendungen gleichzeitig gearbeitet wird, empfiehlt es sich, mit zwei Bildschirmen gleichzeitig oder mit einem Breitbildschirm zu arbeiten.
Die Auflösung eines Bildschirms gibt an, aus wie vielen Pixeln der Bildschirm besteht, je höher die Auflösung (Anzahl Pixel), desto schärfer das Bild. Es gibt allerdings eine Kehrseite: Eine höhere Auflösung bei gleichbleibender Bildschirmgröße führt zu kleineren Zeichen auf dem Bildschirm. Die Größe der Pixel auf dem Bildschirm wird auch im Pixelpitch angegeben, dieser sollte zum Beispiel nicht kleiner als 0,25 mm und am besten größer als 0,28 mm sein.
Zu den wichtigsten Spezifizierungen gehören außerdem:
- Gute Lesbarkeit (Kontraststeigerung: am besten 1.000:1)
- Ein helles Bild (Helligkeit: mind. 250 cd/m2, bei großem Lichteinfall eventuell höher)
- Leicht entsprechend den persönlichen Präferenzen einstellbar
Doppelbildschirm?
Das Arbeiten mit mehreren Bildschirmen gleichzeitig bietet eine bessere Übersicht und sorgt dafür, dass man weniger klicken muss. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Produktivität um 10-15 % steigt und 33 % weniger Fehler gemacht werden, wenn man zwei oder drei Monitore verwendet (Research Productivity and Multiscreen Computer Displays – Janet Colvin ea). Statt mit zwei Monitoren kann eventuell auch mit einem Breitbildschirm gearbeitet werden.
6. Aufstellung des Bildschirms
Augenabstand zum Bildschirm: Mit einem Flachbildschirmarm kann jeder flexible Arbeitsplatz für jeden Benutzer auf die für die Augen passende Höhe und Entfernung eingestellt werden. Der Abstand zwischen Augen und Bildschirm muss mindestens 50 cm betragen, am besten aber größer sein. Die Zeichenhöhe bestimmt den Sehabstand. Er entspricht mindestens 200-mal und am besten 150-mal der Zeichenhöhe (eine Zeichenhöhe von 4 mm ergibt also einen Sehabstand von 60 cm).
Ein relativ großer Sehabstand ist für die Augen weniger belastend, weil sich die Augen dann weniger stark anpassen müssen. Die Voraussetzung dabei ist aber, dass die Zeichen auf dem Bildschirm im gleichen Maße größer werden. Die Zeichen auf dem Bildschirm lassen sich manchmal vergrößern, in Word gibt es zum Beispiel eine Zoomfunktion, mit der die Wiedergabe des aktiven Dokuments vergrößert und verkleinert werden kann. Größere Zeichen werden schneller gelesen als kleine (Tullis et al, 1995). Kleine Zeichen auf dem Bildschirm verringern somit die Produktivität (Jaschinski-Kurza, 1988).
Blickwinkel: Achten Sie darauf, dass der Blickwinkel für eine neutrale Haltung des Nackens sorgt (also keine deutliche Beugung oder Streckung des Nackens). Der Sehabstand sollte so groß wie möglich sein, es sollte aber die Tendenz zum Eintauchen in den Computer entstehen. Wenn man mehrere Monitore verwendet, beträgt der Winkel zwischen der Außenseite der beiden Bildschirme und der Augenmitte maximal 60 Grad.
7. Laptopständer
Eine kompakte Tastatur, eine Maus, ein Laptopständer und ein externer Monitor sorgen dafür, dass man mit dem Laptop komfortabel arbeiten kann. Ein Laptopständer wirkt sich positiv auf die Haltung aus und trägt zu größerem Komfort bei (Boersma 2003, Lindblad 2003). Für einen optimalen Arbeitsplatz muss man einen externen 19″-Monitor am Laptop anschließen. Dies sollte man insbesondere dann in Erwägung ziehen, wenn man längere Zeit (mehr als 4-5 Stunden pro Tag) am Laptop arbeitet.
8. Maus
Klicken und Scrollen. Die Computermaus wird im Laufe eines Arbeitstags intensiv genutzt. Bei ihrer Verwendung ist es wichtig, statisch unnatürliche Haltungen (Streckung/seitliche Beugung oder Drehung des Handgelenks nach innen) zu vermeiden. Außerdem ist es besser, wenn sich die Maus so nah wie möglich am Rumpf befindet.
Eine zu starke Mausnutzung und zu großer Abstand vom Körper beim Gebrauch sorgen dafür, dass Beschwerden an Handgelenk und Unterarm entstehen (Jensen 1998, Fernstrom 1997, Burgess-Limmerick 1999, Armstrom 1994). Wenn sich die Maus näher am Körper befindet, werden Nacken und Schultern weniger stark belastet (Armstrom 1995, Cook 1998, Harvey 1997). Trackballs und Trackpoints sind möglicherweise eine zusätzliche Belastung für den Daumen.
Wenn man eine Maus verwendet, ist es wichtig, kurze Ruhepausen einzulegen, die sogenannten Boxenstopps. Nehmen Sie dafür die Hand von der Maus und lassen Sie die Arbeitsspannung für knappe 10 Sekunden abfallen.
9. Tastatur
Die Tastatur ist ein wichtiges Gerät. Gute Lesbarkeit, logische Funktionen und eine angenehme Haptik müssen dafür sorgen, dass sie sich gut benutzen lässt. Was für die Maus gilt, gilt auch für die Tastatur: Lassen Sie die Hände regelmäßig (alle 10 Minuten) kurz ruhen.
Die Tastatur: Der horizontale und vertikale Abstand der Tasten muss mindestens 19 mm betragen. Beim Anschlagen der Taste muss ein klares Feedback fühlbar und/oder hörbar sein. Eine kompakte Tastatur verringert die Entfernung für die Hand zur Maus.
Wenn es kein Feedback gibt, neigen die Benutzer dazu, die Tasten bis zu 3,9-mal stärker anzuschlagen als eigentlich erforderlich wäre. Dies ist ein Risikofaktor für das Entstehen von Beschwerden an Unterarm und Hand (Feuerstein, 1997, Gerard, 1996, 1999). Obendrein führt dies dazu, dass der Benutzer mehr Fehler macht, wodurch die Produktivität nachlässt (Feuerstein, 1997, Yoshitake, 1995).
Kompakte Tastaturen (Tastaturen ohne nummerisches Feld, aber mit ähnlichem Abstand zwischen den Tasten wie bei einer normalen Tastatur) verringern den Greifabstand zur Maus (Cook, 1998), reduzieren die Belastung des Unterarms und werden als komfortabler als Standardtastaturen erlebt (Van Lingen, 2003). Eine kompakte Tastatur ist eine vollwertige Alternative zu einer normalgroßen Tastatur. Wenn man häufiger nummerische Daten eingeben muss, kann man einen separaten Ziffernblock oder eine kompakte Tastatur mit nummerischem Feld verwenden.
Eine gut geformte Tastatur kann einen Beitrag zur Vorbeugung von Beschwerden leisten (Moore und Swanson, 2003), da sie für eine bessere Haltung der Unterarme und Handgelenke sorgt (Riezebos, 1997).
Bron: BakkerElkhuizen